Geschichte der 7 künischen Dörfer (Teil 14)
Kamen in der letzten Ausgabe die Salburger als ziemlich verrucht weg, sollen in dieser Ausgabe auch die guten und vor allen Dingen weitreichenden Seiten gezeigt werden.
Bereits angedeutet wurde, dass Salburger die Herrschaft Rannariedl durch Wiesörter und Rämreute aufwerten ließ. Sein Besitz erhielt einen Mehrwert: der Besitz an sich, die Steuern, Zehente und Leistungen wurden erhöht. Die ansässigen Bauern beschwerten sich ausgiebig darüber und riefen auch Kommissionen an. Zum Teil wurde Abhilfe geschaffen.
Die Siedlungspolitik der Salburger hatte weitreichende Folgen.
Einer der Nachfahren, Graf Johann Ferdinand (nachdem der erste Salburger dem „protestantischen Irrglauben“ entsagte, wurde er als „Belohnung“ geadelt), trug indirekt bei zum Bau des Gotteshauses in Breitenberg (Wenzelsreuth oder auch Neö Wöd am Braidenberg). Bischof Raymund Ferdinand von Rabatta war unschlüssig ob des Baus eines Gotteshauses in den unwirtlichen Höhenlagen des oberen Forstwaldes (Dreisesselgebiet). Graf Salburg verspricht, seine „45 Häusler des unteren forstwald“ (Schönberg, Gegenbach, Klafferstraß, Gsenget, Neureichenau und Lackenhäuser) nach Breitenberg einpfarren zu lassen. Jeder Häusler musste zudem jährlich einen Gulden an den Pfarrer von Breitenberg entrichten. Graf Salburg überlässt dem Gotteshaus in Breitenberg den halben Zehent. Nach dieser Zusage entschied sich der Passauer Bischof für den Bau des Gotteshauses. Aus einer Chronik des Jahres 1761 geht hervor, dass zur Zeit der Einweihung 1727 sieben Hochaltäre aufgestellt waren. Der Hochaltar wurde von Graf Salburg gestiftet.
Dem ganzen voraus ging eine jahrzehntelange Auseinandersetzung um die Errichtung einer eigenen Pfarrei auf dem Wollaberg, die vom Grafen gern gesehen wurde.
Wie bereits erwähnt, hatte Graf Salburg neue Rämreute ausgewiesen, um so mehr Siedler in seine Herrschaft zu bekommen. Mit dem Argument der vielen Bauern und Häusler, die bis nach Waldkirchen zur Kirche gehen mussten, versuchte er beim Bischof, die Bewilligung zu erhalten.
Bereits im 13. Jahrhundert wird auf dem Wollaberg erstmals ein Kirchlein erwähnt. Man findet in den Kirchenbüchern immer wieder Hinweise auf eine Wallfahrt auf den „Wollaperg“. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts war auf dem Berg eine Kirche erbaut worden, die aber bereits 1641 als sehr baufällig beschrieben wird. 1650 war ein Schicksalsjahr für unseren Landstrich. Die Beulenpest hielt reiche Ernte. Vermutlich durch Brandstiftung brannte die Kirche sowie das daneben stehende Richterhaus (jetzige alte Schulhaus) bis auf die Grundmauern nieder. Sowohl Graf Salburg als auch Richter Hans Adam Göschl errichteten in Jandelsbrunn bzw. Wollaberg Pestsäulen auf den Massengräbern. Noch in neuerer Zeit wurden bei der Errichtung einer neuen Wasserleitung in Wollaberg zahlreiche Knochenreste gefunden. (Die Gräber befanden sich zur damaligen Zeit außerhalb der Siedlung).
Während der Richter im Zuge des Geschehens nach Jandelsbrunn übersiedelte, baute man die Kirche auf den Grundmauern wieder auf. Nachdem um 1680 im Österreichischen wieder eine Seuche herrschte, durfte kein Bewohner der Künischen Dörfer ins „Ausland“ nach Waldkirchen zum Gottesdienst gehen, keine Beerdigung abgehalten werden. Stattdessen schickte Dekan Bayerst den Kaplan Johann Mack auf den Wollaberg. Den Beschreibungen nach war die Kirche zu diesem Zeitpunkt noch sehr armselig, sogar der Hochaltar fehlte. Dennoch fanden sich edle Spender für eine bessere Ausstattung.
Graf Johann Ferdinand von Salburg machte im Januar 1696 eine Eingabe, um einen ständigen Vikar auf den Wollaberg zu bekommen, die fortlaufende Besiedlung mache dies nötig. Dieser solle neben der Wohnung des Mesners (jetziges altes Schulhaus) sowohl von ihm selbst als auch von den behausten Untertanen und Neuhäuslern Leistungen und Zehent erhalten. 1709 bot Saldenburg sogar einen halben Hof als Einkommen für einen Pfarrer an.
Langer Rede kurzer Sinn: Die Passauer Bischöfe (der Prozess überdauerte einige Bischöfe) waren nicht gewillt, im „österreichischen Ausland“ eine Pfarrei zu gründen. Die Zehentleistungen der Untertanen gingen verloren, ebenso wurde befürchtet, durch neue Märkte auf dem Wollaberg die „Kaufkraft“ der Künischen zu verlieren. In diesem Zusammenhang ist zu erwähnen, dass Dekan Bayerst 1681 in Waldkirchen einen neuen Pfarrhof mit Wirtschaftsgebäuden bauen ließ. Beim Marktbrand von 1683 wurde alles vernichtet, auch die Kirche erlitt großen Schaden. Das Geld der künischen Gläubigen war also unabkömmlich. Wie oben bereits geschrieben, war der Passauer Bischof Raymund eher gewillt, im neuen Rodungsgebiet am Breitenberg mit Unterstützung durch Graf Salburg eine neue Pfarrei entstehen zu lassen. Der Grund: sie würde in seinem Herrschaftsbereich liegen, die Gelder blieben letztlich bei ihm.
Keiner hatte jedoch mit der Sturheit der Künischen Bauern gerechnet: sie verweigerten die Zehentleistungen nach Waldkirchen. Einem eigenen Pfarrer würden die im Gericht Jandelsbrunn gelegenen Häusler (auch Altreichenau zählte dazu) die vorgeschriebenen erhöhten Leistungen übergeben.
Ferdinand Josef Freiherr zu Clam (der eingeheiratete Schwiegersohn der Salburger) befürwortete 1742 eine Eingabe ausdrücklich. Sogar bei Kaiserin Maria Theresia in Wien wurden einige Bauern vorstellig. Auch diese ließ mitteilen, sie sähe es gern, wenn ihren Untertanen geholfen werden würde. Waldkirchens Dekane sträubten sich hartnäckig, ebenso die jeweiligen Bischöfe. Einige Bauern wurden aufgrund der verweigerten Zahlungen in Linz sogar in Kerkerhaft genommen, durch Erlass Maria Theresias jedoch wieder freigelassen.
Ein tragischer Höhepunkt in der Auseinandersetzung wurde 1749 erreicht, als eine Christusstatue in einer feierlichen Prozession den Wollaberg hinaufgetragen wurde, dort auf dem Seitenaltar zu feierlichen Verehrung aufgestellt wurde. Dekan Loraghi aus Waldkirchen hatte dies strikt abgelehnt, fürchtete er doch um seine Marienwallfahrt, die er bereits eigenmächtig von Frischeck kurzerhand in die Waldkirchner Pfarrkirche verlegt hatte. Prompt machte er sich mit Knechten auf den Weg und holte in aller Stille die Statue vom Wollaberg. Die Tat des „Christusdiebes“ blieb nicht lange unbemerkt und nicht ohne Folgen. Gegenseitige Schuldzuweisungen waren die Folge, die aber letztlich diplomatisch (und mit Unterstützung Kaiserin Maria Theresias) beigelegt wurden.
Die Verhandlungen wurden wieder aufgenommen: Nachdem man sich über die Zahlungen, die an Waldkirchen zu verrichten waren, geeinigt hatte, bekam man 1751 auf dem Wollaberg einen Vikar. Der durfte Gottesdienste, Hochzeiten, Taufen, Beerdigungen abhalten, aber keine Kirchenbücher führen. Auch musste weiterhin an Waldkirchen obgleich der ausbleibenden Gelder Zehent entrichtet werden. Vikar Anton Höfl sollte ein eigenes Anwesen bekommen; Dekan Loraghi kaufte 1759 das „Veichtingersche“ Halbgütl in „Vorderwollaperg“ und machte damit der neuen Expositur eine Schenkung.
So ganz zufrieden waren die Künischen noch nicht: sie wollten eine Pfarrei!
Der Wunsch sollte erst in Erfüllung gehen, als Bischof Firmian die Dörfer zurückgekauft hatte und 1767 ein Pfarrvikariat auf dem Wollaberg errichtete. Auch diesmal gegen den Protest Loraghis. So schrieb ihm der erzürnte Bischof: „Jedoch können Wir nicht beargen, dass das aus billigstens Missvergnügens über deine gutbescheidene und eigennützige Widerspenstigkeit, so lang du lebest und die Pfarr Waldkirchen genießest das freie Collations-Recht über dieses Vikariat für Uns allerdings vorbehalten wollen“. D. h. normalerweise durfte der Waldkirchner Dekan die Pfarrer auf dem Wollaberg einsetzen. Loraghi hatte durch sein Verhalten dieses Recht jedoch verwirkt.
1894 wurde Wollaberg zu einer selbständigen Pfarrei erhoben, die Kirche 1844 neu erbaut mit Ausnahme des Turms, der erst 1771 neu aufgemauert wurde.
Graineth wurde 1750 zur Pfarrei erhoben, 1840 Neureichenau, 1861 Sonnen und 1899 Hintereben. 1963 wurde die damalige Filialkirche Jandelsbrunn erbaut.
Fortsetzung folgt.
Gabriele Wilhelm
Quelle: Friedl Haertel
Prandstätter: Durch Waldkirchens alte Zeit
Helmut Rührl: Das Gotteshaus zu Wenzelsreith in der neuen Welt
wikipedia