Geschichte der 7 künischen Dörfer (Teil 5)

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Das Leben unserer Vorfahren im Mittelalter (von Gabi Wilhelm)

Ökonomisch gesehen war das 10. bis 14. Jahrhundert besonders in unserem südostdeutschen Raum eine Zeit des Aufbruchs. Ermöglicht wurde dies durch verschiedene Voraussetzungen.
Eine wichtige Errungenschaft war die Einführung der Dreifelderwirtschaft. Ein Feld wurde erst im Herbst des Jahres gepflügt, darauf wurde Wintergetreide ausgesät und im kommenden Spätsommer geerntet. Das Feld wurde gepflügt und von Unkraut frei gehalten. Im nächsten Frühjahr wurde Sommergetreide ausgesät, das wieder im Spätsommer geerntet wurde. Hierauf wurde das Feld bis zum Herbst nächsten Jahres entweder sich selbst überlassen: es begrünte und konnte als Weide verwendet werden. Es gab aber auch die „Schwarzbrache“: hier wurde das Feld weiterhin von Unkraut frei gehalten. Weizen, Gerste, Linsen, Hirse und Kraut waren die vorwiegend angebauten Sorten. Der vermehrte Anbau von Hafer ermöglichte wiederum die Haltung von Pferden, was viele tägliche Arbeiten enorm erleichterte. In diese Zeit fällt für unseren Raum auch die (Weiter-)Entwicklung des schweren Eisenpfluges. Durch seinen Einsatz konnten die Erträge in Verbindung mit der Dreifelderwirtschaft stark verbessert werden.

Klimatische Veränderungen trugen ebenfalls zu einer Verbesserung der Versorgungslage bei. Begünstigte von 800 bis 1000 ein kühles und feuchtes Klima die Entstehung dichter Urwälder, wurde es danach zunehmend wärmer und trockener. Diese „Mittelalterliche Warmzeit“ trug zu einer wesentlichen Verbesserung des landwirtschaftlichen Anbaus und dessen Ertrages bei.

Auch diesem Umstand ist die Entstehung vieler neuer Siedlungsgebiete geschuldet. Diese verbesserte Versorgung mit Lebensmittel hatte einen enormen Bevölkerungszuwachs zur Folge. Im 13. Jahrhundert stieg im Passauer Diözesansprengel innerhalb von zwei Generationen die Anzahl der bürgerlichen Siedlungen um das ca. Dreifache, die städtische Bevölkerung wuchs um ein Vielfaches der zunehmenden Landbevölkerung. So kommen wir zur nächsten Voraussetzung: die vermehrte Rodung in dem bis dato unzugänglichem Urwaldgebiet, um für die gestiegenen Bevölkerungszahlen Platz zu schaffen.

Die Künischen Dörfer sind als sogenannte „Gewannflurdörfer“ angeordnet. Lange schmale Parzellen ziehen sich hinter den Anwesen den Hügel hinab. Der Begriff Gewann leitet sich wahrscheinlich vom althochdeutschen wenden ab. Typisch für diese Gewanne ist, dass die Länge mindestens das Zehnfache der Breite besitzt. Diese Form ist auf die Schwierigkeit des Wendens mit einem Pfluggespann zurückzuführen. Normalerweise bestanden auf diesen Feldern auch der „Flurzwang“: alle Arbeiten wurden zeitgleich ausgeführt. Zum Flurzwang gehörte auch, dass die Bauern im Zuge der Erschließung Land für Feldwege abtreten mussten.

Auch wenn diese Anwesen als Lehen vergeben worden waren, so gab es für die Inhaber doch ein vererbbares Nutzungsrecht. Somit hatte die Familie eine Absicherung, auch vor der Willkür der Grundherren.